Heute möchte ich mich bei allen Feministinnen und Feministen – die gibt es nämlich auch – bedanken. Dafür, dass ich wählen gehen darf. Dafür, dass ich meinen Mann nicht um Erlaubnis fragen muss, ob ich arbeiten gehen darf. Dafür, dass Gewalt in der Ehe und Stalking Verbrechen sind. Dafür, dass Frauen im Leben eine Wahl haben, ob Beruf, Familie oder beides. Dafür, dass sie sich in der Sprache viel mehr wiederfinden. In der ganzen Wahrnehmung. Und ganz frisch danke an die Frauenbewegten, die in der EU für das Gender-Gap-Ausmerzungsgesetz gekämpft haben, das jetzt an den Start geht.
Ich bin immer noch kein Freund der Frauenquote. Das ist mE umgekehrt falsch. Eine Frau ist ja nicht die richtige Besetzung weil Frau, sondern idealerweise weil gut geeignet. Aber ich fürchte, ohne diesen Schritt kommt keine Bewegung in die Sache auf dem Weg zu dem Selbstverständnis, dass ich eigentlich voraussetze. Also auch an dieser Stelle :
Vielen Dank, dass ihr alle so dicke Bretter unermüdlich gebohrt habt!
Wo geht es hin? Da ist definitiv noch viel Luft nach oben. In eine lange patriarchische Gesellschaftsstruktur kommt weibliche Bewegung, aber ausgeglichen ist es noch lange nicht. Und an dieser Stelle möchte ich an all die Frauen appellieren, die sich nicht zur Feministin berufen fühlen: Wir müssen mitkämpfen. Indem wir nach gescheitem Lohn fragen. Indem wir nicht immer machen, um des Friedens willen, sondern für unsere Bedürfnisse und Zeit einstehen, egal ob in der Beziehung oder auf der Arbeit. Indem wir niemals „sexueller Missbrauch“ oder ähnliches schreien, wenn das nicht wahr ist. Das ist ein Bärendienst an allen wirklich Leidenden. Indem wir Nein sagen, wenn wir Nein meinen. Indem wir unseren Kindern ein anderes Selbstverständnis vorleben, statt sie zu gendern vom Ü-Ei bis zum Schulranzen bis zur AG oder dem Verein, wo sie angemeldet werden. Das trifft Jungs genauso, die vielleicht gar kein Bock auf Fußball haben, es aber müssen, um in der Peergroup anerkannt zu werden. Daraus werden Männer, denen der Sinn für Gleichberechtigung schleichend aberzogen wurde. Die sind ein Teil auf unserem Weg.
Ich halte mich für weit auf diesem Weg – und ertappe mich in reflektierenden Momenten in weiblichen Alltagsfallen. Ich räume die Küche auf, gehe auf dem Heimweg Einkaufen mit Regalauffüllen daheim im Sinn. Weil ich keine Lust zum Streiten habe und es gescheit gemacht haben will. Da muss ich entweder an mir Arbeiten oder es sehenden Auges als Defizit anerkennen. Und meinen Sohn mitnehmen in diese Reflektion. Damit es besser wird. Jeden Tag ein bisschen …
Vives les fêmmes!
Sarah Nick-Toma
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