Stadtradeln

Die letzte Woche Stadtradeln. Endspurt und Zeit vorsichtige Bilanz zu ziehen. Wer mitgemacht hat, hat kräftig geradelt. Durchaus mehr als im normalen Alltag. Unsere ProKopf-km durch Arbeitswege und Wochenendausflüge sind echt okay, aber auch die kleinen Wege in der Gemeinde werden von den Teilnehmern öfter geradelt. Daher kann man sagen, um das Umsteigen im freundschaftlichen Wettbewerb zu fördern, finden wir das Projekt gelungen.
Um das Fahrrad voll alltagskompatibel zu machen sind noch viele Baustellen offen:

  • Investitionen in die Infrastruktur äquivalent zum Auto
  • Bessere Vernetzung mit ÖPNV
  • Rechtliche Behandlung von Fahrraddiebstahl
  • Sichere Abstellmöglichkeiten
  • Konflikte mit ruhendem Verkehr
  • Urlaub mit dem Fahrrad … mühsam zu organisieren
    Die Probleme in der Ungleichgewichtung von Rad zu Auto kommen so richtig zu Bewusstsein. Finanziell wird ins Auto richtig reingebuttert.
    Aber auch die Schwierigkeiten, die durch Mischverkehr mit Fußgängern und den noch gar nicht strukturell eingepassten Pedelecs fallen auf. Die Differenzgeschwindigkeiten machen Unfälle wahrscheinlich. Rad-/Fußwege sind auf mäßige Nutzung ausgelegt. Kommt das
    Fahrrad in Mode, wird’s einfach eng.
    Parkende Autos auf Radwegen sind offensichtlich ärgerlich, aber auch der Raum, den der ruhende Verkehr einnimmt, behindert ein Miteinander im Verkehr. Doppelt beparkte
    Straßen geben kaum genug Platz, um Fahrrad und Auto aneinander vorbeikommen zu lassen. Von Radspuren ganz zu schweigen.
    Wird das Fahrrad geklaut und man gibt das zur Anzeige, darf man froh sein, wenn der Beamte nicht lacht. Sichere Abstellplätze sind Mangelware. Wie viele Auto-Parkhäuser gibt es in MA und HD?
    Aus der Pendlerpauschale wurde das Fahrrad (und auch der Weg zur Arbeit als Fahrgemeinschaft) 2014 gestrichen! Was für ein Signal!
    Autofahrer sind gewöhnt, sich an Radfahrern vorbeizuquetschen. Im Ausland sieht das teilweise ganz anders aus. Radfahrer fahren mit einem völlig anderen Selbstverständnis – und sowohl Autofahrer wie auch Fußgänger sind dadurch sehr viel achtsamer. Funktioniert
    erstaunlich gut.
    Auch Autofahrer, die sich aufs Stadtradeln einlassen erfahren einen Perspektivwechsel. Vielleich „nur“ für die drei Wochen. Aber sicherlich nehmen sie auch im Weiteren ihre zweirädrigen Verkehrspartner anders wahr.
    An dieser Stelle ein Plädoyer für § 1 der StVO:
    (1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.
    (2) Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.
    Klar ist, je mehr Leute mitmachen, desto mehr Menschen setzen sich mit Fahrrad-Problemen auseinander. Und desto mehr müssen die Städte und Gemeinden tun. Umsetzungen dürfen nicht Jahre dauern! Ein Auge für kleine und kostengünstige Verbesserungen steht an. Hört
    dem Bürger zu! Und Entbürokratisierung tut Not. Hier muss der Gesetzgeber die Organisation vereinfachen. „Geht nicht, Landes-/Kreisstraße“ „Diese Markierung/Beschilderung darf nur die übergeordnete Behörde anordnen“ … bis man die
    überzeugt hat, sind Jahre vergangen, bis zur Umsetzung dann noch mal. So wird das nix mit der Verkehrswende in zeitnah!
    In diesem Sinne – nervt eure Kommunen und Kommunalpolitiker. Damit alle merken, diese Wende ist Bürgerwille.
    Ihre und eure Sarah Nick-Toma

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