Schottergartenverbot für mehr Artenvielfalt

Ob Schottergärten nun praktisch und ästhetisch sind oder nicht lässt sich diskutieren. Dass sie in Hinsicht auf Biodiversität und Umweltschutz eine Katastrophe sind, ist allerdings leider unstrittig. Einige Städte und Gemeinden sind daher schon gegen die Kieswüsten vorgegangen.
Nun zieht Baden-Württemberg nach und verbietet als erstes Bundesland Schottergärten. Das Schottergartenverbot ist wesentlicher Bestandteil des kürzlich vom Stuttgarter Landtag verabschiedeten Naturschutzgesetzes. Es soll in erster Linie die Biodiversität schützen und stärken.
Laut Naturschutzgesetz stellen Schottergärten grundsätzlich keine zulässige Gartennutzung dar. So dürfen künftig keine neuen Kiesgärten mehr angelegt werden. Bereits bestehende Schottergärten müssen vom Hauseigentümer klimafreundlich umgestaltet werden. Einen Bestandsschutz gibt es nicht:
Nach § 9 der Landesbauordnung aus dem Jahr 1995 müssen “nichtüberbaute Flächen der bebauten Grundstücke immer Grünflächen sein.” Also waren die “Gärten des Grauens” schon vor der Novellierung des Naturschutzgesetzes eigentlich verboten.
Gegen Schottergärten sprechen viele Aspekte.
Erstens heizen sich die Gärten im Sommer stark auf. Temperaturen bis zu 70 Grad Celsius können erreicht werden. Die Steine speichern die Hitze bis in die Nachtstunden und geben sie wieder an die Umgebung ab. Neben den ohnehin immer heißer werdenden Sommern heizen Schottergärten unsere Städte noch stärker auf und sorgen für ein deutlich verschlechtertes Mikroklima. Pflanzen dagegen würden für Verdunstung und somit Abkühlung und Luftbefeuchtung sorgen.
Außerdem muss, um die angeblich so pflegeleichten Schottergärten unkrautfrei zu halten, auf den Einsatz von Laubbläsern, Hochdruckreiniger, Unkrautbrenner oder Herbiziden zurückgegriffen werden. All diese Methoden sind sehr energieaufwändig, wenig umweltfreundlich bis sehr schädlich, teilweise verboten.
Weiterhin bieten Schottergärten weder für Pflanzen noch für Tiere einen Lebensraum oder Nahrung. Insekten fressen keinen Splitt! Sie sind ökologisch absolut wertlos und tragen somit zur Gefährdung der Artenvielfalt bei.
Selbst wenn in manchen solcher Gärten ab und an ein paar einsame Pflanzen zu finden sind, hilft das Tieren wie Insekten und Vögeln nicht. Denn bei diesen Pflanzen handelt es sich häufig um Rhododendren, Bambus oder Buchs, die keine Nahrungsquelle darstellen.
Des Weiteren wird durch Schottergärten der Boden versiegelt oder teilversiegelt, was dazu führt, dass Regenwasser schlecht abfließen kann und verschmutzt in der Kanalisation landet statt durch den Boden gefiltert im Grundwasser zu enden.
Wunderbare umweltfreundliche und nebenbei sehr viel pflegeleichter und kostengünstigere Alternativen zu Kiesgärten sind beispielsweise Blühwiesen, die nur 2x im Jahr gemäht werden müssen. Sie bieten Insekten über einen sehr langen Zeitraum vielseitige Nahrung. So werden sich auch Vögel in diesen Gärten wieder wohlfühlen. /Ina Reis

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