ILVESHEIM LIEST. EIN BUCH.

Unter diesem Motto hatten wir letzten Freitag ins Bürgerhaus Hirsch eingeladen und erfreulich viele Ilvesheimerinnen und Ilvesheimer kamen – neugierig und gespannt, was der Abend bringen würde.

Angeregt durch den großen Erfolg, den unser offenes Bücherregal erfährt, wollten wir auch in Ilvesheim die Aktion „Eine Stadt liest ein Buch“ durchführen. Was Bad Hersfeld, Hamburg oder Potsdam kann, sollte doch auch in Ilvesheim möglich sein.

Die Mitarbeiterinnen der Gemeindebibliothek engagieren sich sehr bei Aktionen für Kinder, aber der Bereich Leseaktionen für Erwachsene lag aus unserer Sicht brach. Bürgermeister Andreas Metz fand unsere Idee sehr gut und übernahm gerne die Schirmherrschaft.

Michael Timmermann, ehemaliger Schauspieler am Nationaltheater Mannheim, begann direkt nach der kurzen Begrüßung durch die Ortsverbandsvorsitzende, mit Zitaten aus der bereits ausgewählten Tragikkomödie.„Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt, wie z.B. „Die Welt machte mich zu einer Hure, nun mache ich sie zu einem Bordell!“ und „Wir müssen klug vorgehen, psychologisch richtig“.

Hans Peter Scheffer, neben Margarete Zitzelsberger, Friederike Mauler und Barbara Bollenbach, einer der Organisatoren der Veranstaltung, erläuterte dem interessierten Publikum die Gründe, diesen modernen Klassiker auszuwählen. Im Arbeitskreis Buch der Grünen hätte es intensive Diskussionen bei der Wahl des Werkes gegeben. Viele kennen den Titel, haben vielleicht das Theaterstück oder den Film gesehen, aber wenige können sich noch an maßgebliche Details oder an die vielen Aspekte des Dramas erinnern. „Ich gebe euch eine Milliarde und dafür kaufe ich mir Gerechtigkeit“. Mit diesen Worten bietet eine alte Frau an, eine kleine, sehr arme Stadt zu unterstützen, wenn dafür ein Einwohner dieser Stadt umgebracht wird. Das Theaterstück ist hoch aktuell, war doch erst in der letzten Woche in der Zeitung zu lesen, dass sich Deutschland nur auf Platz 10 des Korruptionsrankings von Transparency International befindet. Und – bei welchem Betrag oder einer anderen Leistung wären wir selbst bereit, etwas Ungesetzliches, Unmoralisches zu tun?

Friedrich Dürrenmatt, ein Schweizer Schriftsteller, der noch weitere Werke wie z.B. „Die Physiker“ oder „Der Richter und sein Henker“ verfasste, schrieb das Drama 1955 und bezeichnete es als Tragikkomödie. Tragisch natürlich, weil ein Mensch ermordet werden soll. Und Komödie deshalb, weil Dürrenmatt der Ansicht war, die Welt bzw. das Handeln der Menschen sei so „grotesk“, dass es nur noch komödiantisch dargestellt werden könne.

Herr Timmermann las weitere Passagen aus der „Alten Dame“ vor, teilweise im Dialog, sowie Texte übers Lesen und über Buchhandlungen. Das Publikum hörte aufmerksam zu. Den Abschluss der Lesung bildete „Heimat“ von Tucholsky aus dem Jahre 1929, das man heute genauso noch schreiben könnte.

Die anwesenden Leserinnen und Leser fanden die Idee „Ilvesheim liest. Ein Buch“ gut und sprachen sich für weitere Veranstaltungen dieser Art aus. Zustimmung gab es auch zum ausgewählten Drama, es sei nicht zu lang und wohl auch nicht zu schwer zu lesen. Die von Hans Peter Scheffer vor Ort angebotenen Buchexemplare wurden fast alle verkauft. Für weitere Aktionen können die Interessierten Buchvorschläge machen. Nach Ende der Veranstaltung wurde die Diskussion in Kleingruppen lebhaft fort gesetzt.

Auch wer am Freitag nicht dabei sein konnte, kann natürlich mitlesen. Wir freuen uns über viele Teilnehmenden und am 10. März über eine spannende Diskussion.

Lesen Sie mit – Kommen Sie zur Folgeveranstaltung am 10.03.2017 ins Evangelische Gemeindehaus- und diskutieren Sie mit!

Bei Rückfragen oder Anregungen können Sie sich an die Grünen wenden: www.gruene-ilvesheim.de oder Tel.: 495234/Helga Zühl-Scheffer

Verwandte Artikel