Zeichen setzen gegen Antisemitismus

Am Freitag vergangener Woche wurden die 14 in Ilvesheim verlegten Stolpersteine zum wiederholten Mal durch Mitglieder der Grünen, der grünen Fraktion im Gemeinderat und einem Vertreter des VVN gereinigt.

In der Nacht vom 09. zum 10. November 1938 wurden durch organisierte Schlägertrupps der SA und SS und oftmals unter Mithilfe der deutschen Bevölkerung über 1000 jüdische Gottes- und Gemeindehäuser in Brand gesetzt und zerstört. 7500 jüdische Geschäfte wurden geplündert und verwüstet. Aus Nachbarn wurden Täter und Verbrecher. Viele bereicherten sich, hießen die Gewalt gut oder wurden selbst gewalttätig. Die Pogromnacht gilt als Auftakt zum Holocaust – der systematischen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten.

An Tagen wie dem 09. November ist es besonders wichtig, inne zu halten und gemeinsam an dieses barbarische Verbrechen zu erinnern. Das Erinnern braucht Orte, an denen der Opfer gedacht werden kann. Ilvesheim hat mit einem zentralen Mahnmal an der Bücherei und mit den seit 2020 auf Initiative der Grünen verlegten Stolpersteinen mehrere Orte des Gedenkens.

Stolpersteine dienen u.a. dazu, den Opfern ihre Namen zurückzugeben. Stolpersteine regelmäßig zu reinigen und sie dadurch lesbar und wahrnehmbar zu halten, ist unser Anliegen. Und ein Zeichen gegen Antisemitismus! Für unsere Gesellschaft gilt es, wachsam zu bleiben.

Der vor kurzem stattgefundene Vandalismus am Mahnmal zeigt, wie wichtig es nach wie vor ist, sich, wo immer geboten und erforderlich, gegen jede Form des Antisemitismus klar, hörbar und unmissverständlich zu positionieren.

Um uns mehr über das Judentum zu informieren, hatten wir in der letzten Woche zu einer Führung in der Synagoge Mannheim eingeladen. Knapp 20 Personen nahmen am sehr interessanten Vortrag von Frau Edna Altgenug teil.

Im Judentum gibt es drei Hauptströmungen: das orthodoxe Judentum, das liberale Reform-Judentum und das konservative Judentum, zu dem die Mannheimer Gemeinde gehört. Sie unterscheiden sich nicht im Glauben, sondern ausschließlich in der Auslegung des jüdischen Religionsgesetzes und der Einstellung zu rituellen Geboten und religiösen Praktiken.

Frau Altgenug berichtete von den Anfängen der Jüdischen Gemeinde in Mannheim um 1650, bereits 1660 wurde die 1. Synagoge gebaut. Kurfürst Karl I. erlässt am 1. September 1660 die erste „Judenkonzession“. Den Juden werden für die damalige Zeit weitgehende Privilegien eingeräumt, wie Gewerbe- und Religionsfreiheit. Die jüdische Gemeinde bekommt Autonomie und muss nicht im Getto wohnen. Später bekommen sie sogar die Erlaubnis, einem Handwerk nachzugehen. Die Zahl der Juden stieg immer mehr, Mannheim wurde das „Jerusalem Deutschlands“ genannt. Im Juni 1933 lebten 6400 Jüdinnen und Juden in Mannheim, nach dem Krieg waren es nur noch rund 120.

Besondere Aufmerksamkeit lenkte Frau Altgenug auf die kunstvollen Thorarollen, die alle von Hand geschrieben und sehr teuer sind. Für die Fertigstellung einer Rolle benötigt man über ein Jahr. Viele Fragen wurden gestellt und beantwortet. Es war ein sehr informativer Besuch. Leider muss die Einrichtung gut gesichert werden und bei Veranstaltungen gibt es verstärkt Polizeischutz. Das ist erschreckend. Nie wieder ist jetzt!